Donnerstag, 30. September 2010

Zagreb - "Du bist der Größte!"


Das nennen wir eine gelungene Life-Work-Balance: nach einer angemessen langen Fahrt von Novi Sad nach Zagreb werden wir professionell empfangen. Der Sänger des lokalen Support-Acts October Light spricht uns auf der Straße an: "Hey, wollt ihr zum Purgeraj? Ihr seid gerade falsch abgebogen." Er springt in den Wagen und lotst uns mit 1a-Fernsehserien-Deutsch an den Ort des Geschehens. Soundcheck, danach schmackhafte Pizza mit Schinkenschnipseln.

Danach geht's ins funky Funk-Hostel, wo es erstmal einen selbstgebrannten Honigschnaps gibt. O-Ton Johannes: "Zagreb ist gut zu uns." Wir legen uns ab, der Rezeptionist unser Album ein. Während wir ruhen, lädt er ankommende Gäste und etliche Telefongesprächspartner auf das abendliche Konzert ein.



Um 22 Uhr machen wir uns wieder auf ins Purgeraj (kroatisch purgeri = Leute aus Zagreb), wo bereits eine dezidiert feierwütige Stimmung und hohe Menschendichte herrscht. Nachdem die hiesigen Helden October Light gespielt haben, dauert es einen Moment, bis wir die gleiche Euphorie aufgebaut haben. Ab Mitternacht gibt es aber kein Halten mehr. Der Saal brodelt, alle springen jubelnd durcheinander, drehen sich wild im Kreis und lassen Gaspodin Paschulke erst nach drei Zugaben gehen. Danach stürmen einige Fans die Bühne und drängeln sich in den Backstage-Bereich. Ein reichlich angetütertes Mädchen ist scharf auf Ruth, bis sie merkt, dass es sich bei ihr um eine Frau handelt. Eine andere führt für die Bandmitglieder einen Gogo-Tanz auf den Boxen auf. Bei dem Versuch, die 25 Meter zur Toilette zurückzulegen, wird Lisa von drei Typen ungefragt umarmt und auf kroatisch umworben. Nachdem wir diesem Sündenbabel entkommen sind, fallen wir um 4 Uhr ins Bett, erschöpft, aber glücklich über den gelungenen Auftritt.

P.S. Ein bedeutendes Thema dieser Tage sollte nicht unerwähnt bleiben: Das Wendelsche Geschwindigkeits-Gesetz (zur Erinnerung "Je näher sie kommen, desto weiter sind wir weg") wurde noch um eine Farbenlehre erweitert, die ihre Konzentration in folgender Aussage findet: "Gelb und Weiß sind die am häufigsten verwechselten Farben im Deutschen." Die Antwort aus der Band: "Bei deinen Zähnen weiß ich auch immer nie, ob sie weiß oder gelb sind."

Uwe Haar in Serbia



Acht Stunden Autofahrt, die hinteren Reihen leben sich erfolgreich in die Parallelwelt von Twin Peaks ein; abends kommen wir müde und verschwitzt in Sofia an. Nach einem Besuch beim Italiener (sic!) und einer Runde Billard fallen wir ins Bett.
Am nächsten Morgen geht es zurück nach Serbien, durchs Karl May-Fotoshooting-Land gen Novi Sad. Und siehe da: An einem Gebirgsbach, an dem wir zum Weitwurfwettbewerb Halt machen, steht Uwe Haar. Der Schutzpatron der Uni Witten/Herdecke hier in Serbien, irre! Eigener Aussage zufolge hat er sich durch aufmerksames Verfolgen unserer Blogs ausgerechnet, wann wir hier vorbeikommen müssten. Schlaues Bürschchen, der Uwe. Dass er Micha zum Verwechseln ähnlich sieht, verwundert nicht aufs Geringste. Kommen eben aus dem gleichen Stall.



A propos Stall: Auf der Fahrt gibt Tilman eine weitere Kostprobe seiner Kenntnisse der Tierwelt zum Besten: "Da reiten Pferde." Theo: "Da laufen Pferde." Tilman: "Ein Pferd, das sich bewegt, reitet."

In Novi Sad angekommen, bewundern wir die hübsche Fußgängerzone und begeben uns doch nicht in ein traditionell serbisches Lokal, sondern dinieren bei McDonald's. Auf dem Rückweg scheitert Lisa beim Versuch, ein nicht in "pork oil" frittiertes Gebäckstück zu erwerben. Im Club Route 66 warten wir geduldig, bis er sich füllt und legen eine flotte Nummer aufs Parkett, gemeinsam mit ausgelassen feiernden Serben. Und zwar w-i-r-k-l-i-c-h ausgelassen, wenn sie erst einmal warmgelaufen sind. Ja, der Balkan liebt unsere Musik!

Herr Paschulke - Podcast 6 - Budapest

Montag, 27. September 2010

Istanbul not Constantinopel

"Die glücklichen Tage der Menschheit sind die leeren Seiten im Buch der Geschichte." Wer den Autor dieses Zitates kennt, möge ihn bitte als Kommentar posten.

Wir beziehen das World Hostel neben einer Moschee, womit das morgendliche Wecken erledigt ist.

Dann haben wir zwei Tage Zeit, auf eigene Faust Istanbul zu erkunden. Alle machen zeitversetzt den obligatorischen Abstecher nach Asien mit dem Schiff und lassen sich ansonsten von der Eindrucksfülle Istanbuls überschwemmen: laut, bunt, chaotisch. In der beeindruckenden Hagia Sophia hören wir im Halbminutentakt vor dem schönen Christus-Mosaik: LadySir, no filash, please!

Am zweiten Abend machen wir Straßenmusik in der Istiklal Caddesi, der Vergnügungsmeile Istanbuls. Innerhalb kürzester Zeit hat sich eine Traube von 300 Menschen um uns versammelt, die neugierig die fremdartige Musik bestaunt. Ein Zuschauer schnappt sich Ruths Pandeero, ein Grüppchen Kinder tanzt vor uns. 18 CDs verkaufen wir! Und Börries ist, wie auch schon in der Straße, eine große fotografische Attraktion. Der akademische Stundenplan zwingt leider Jakob an diesem Abend die Truppe zu verlassen, spontan stimmen wir zum Abschied "Time to say goodbye" an.



Da wir Istanbul nicht ohne ein vernünftiges Konzert verlassen wollen, organisieren wir für Sonntag kurzfristig ein Konzert im Haymatlos. Wir bitten unseren freundlichen Parkwächter, uns ein Taxi zu rufen, der daraufhin kommende Fahrer kapituliert angesichts der zu transportierenden Instrumente und ruft uns eine Camionette. Der Fahrer sagt zu, kann dann aber ohne Brille den Plan nicht lesen und muss mehrfach anhalten, um sich den Weg erklären zu lassen. Auf der Hinfahrt sind wir zu Viert, zurück sitzt die gesammelte Mannschaft auf der Ladefläche, die offen bleibt, damit die Sicht nach hinten frei ist. Unser fröhlicher Taxifahrer, der selbst Musik macht - oder jemand, mit dem er verwandt ist und dessen Mutter in Nürnberg war oder ist, erreicht sogar, dass polizeiliche Sperren kurzzeitig für die Durchfahrt entfernt werden. Warum ein Wäscheständer hingegen unantastbar ist, wissen wir nicht, doch müssen wir unsere Instrumente die letzten 100m tragen.



Das Publikum im Haymatlos ist eine bunte Mischung aus deutschen Touristen, Exil-Europäern und Einheimischen, die vom spontan auf die Beine gestellten Konzert überrascht werden. Die Stimmung ist bombig, alle tanzen ausgelassen. Frühzeitig verlassen uns bedauerlicher Weise unsere treuesten Fans gen Flughafen, Karl und Andreas aus Leipzig, die wir schon in Budapest und Sofia getroffen haben. Sie halten mit 4 besuchten Konzerten den Tourrekord. Wer das noch toppen möchte, wird gebeten, ab Novi Sad einzusteigen. Wer es schafft, bekommt von unserem Posaunisten Tilman einen Eierkarton voll ausgeblasener Eier (evtl. bemalt). Die Party im Haymatlos geht weiter, doch unser Taxi ist bestellt. Ruth wehrt noch einen Verehrer ab, dann geht es zurück und schnell ins Bett.

Herr Paschulke - Podcast 5 - Wien

Samstag, 25. September 2010

Stambul - voll cool


ACHTUNG ACHTUNG - Wegen Internetzensur ist das Hochladen von Videos auf Youtube aus Istanbul nicht möglich!

Und wieder werden wir aus dem schönsten Tiefschlaf gerissen - heute geht es nach Istanbul, knapp 10 Stunden Fahrt sind zu bewältigen.

Nachdem wir halbwegs aufgewacht sind, sehen wir den Pilot von Twin Peaks und Berge am Horizont.

An der Grenze machen wir Bekanntschaft mit der türkischen Mentalität. Wir werden gebeten, an die Seite zu fahren. Dort warten wir und gucken vier Grenzkontrolleuren in silbernen Anzügen beim Sich-Unterhalten zu. Wir fragen höflich nach, ob wir etwas machen sollen und werden halbherzig kontrolliert. Nachdem wir zwei signierte Bestechungs-CDs abgegeben haben, dürfen wir weiter fahren.

Bergab fahrend ist Istanbul schon von weitem zu sehen, ein endloses Häusermeer am Meer mit vielen Moschata (im Paschulke-Bus demokratisch festgelegter Plural von Moschee). Dort gibt es abenteuerlichen Stadtverkehr, das Motto lautet Hauptsache Hupen. Johannes meistert die Fahrt bravourös, vor allem im völlig unübersichtlichen Kreisverkehr schlägt er alle anderen Fahrzeuge beherzt in die Flucht. O-Ton: "Das Schöne ist, hier ist alles erlaubt."

Wir treffen Jasper, der für den Rest der Fahrt mit von der Partie sein wird und gehen gepflegt türkisch essen. Danach wühlen wir uns durch die Partymeile Istiklal Caddesi und genießen den Ausblick über die Lichter der Stadt vom Club Araf im 5.Stock.

Sofia du Schöne...


Weckalarm um 4Uhr - wir verlassen Pécs noch vor Morgengrauen, mit rotem Vollmond auf der einen und sich ankündender Sonne auf der anderen Seite des Himmels.
Den Tag verbringen wir im Auto, eventuelle Zeitverluste wegen Verfahrens werden dank Nikos wunderbarer Fähigkeit, pro Kilometer eine Minute Zeit reinzuholen, wieder ausgeglichen.

Es geht durch abwechslungsreiche Landschaft à la Winnetou, die Straße führt durch Felsentunnel hindurch, wir sehen weite vertrocknete Felder und frühherbstliche Wälder, wenn wir die Augen von dem cineastischen Highlight Planet Terror abwenden können.
Bulgarien ist das erste Land, in dem wir das Alphabet nicht alle lesen können, aber auch hier bemerken wir wieder viele bekannte Ketten aus Deutschland. Wir passieren die sehr armen Vororte und kommen in unserem ansprechenden, verranzt-künstlerischen Viertel an. Hier essen wir kalte frittierte Pizza, ein Traditionsgericht?

Auch im Box-Club gibt es organisatorische Probleme: Der topfitte Tontechniker ist nur bis 22Uhr bezahlt, weshalb die sehr nette Vorband auf ihren Auftritt verzichtet. Getränke gibt's auch keine und die kritische Zuschauermasse von 30 will erreicht werden, bevor aufgespielt werden darf. Aber eigentlich geht es doch nur ums Geld. Einige unwirsche Gorillas bewachen unsere Ausrüstung. Trotzdem ist es ein fröhliches Konzert, da die Anwesenden äußerst feierwillig sind.

Die arme fremde Person, die mit sieben von uns das Hostel-Mostel-Zimmer teilt, wird abends und frühmorgens durch Herumräumen belästigt. Aber es soll ja schließlich schnell nach Istanbul gehen.


Rekord: Vier Länder an nur einem Tag!

Mittwoch, 22. September 2010

Pécs - Kulturhauptstadt Nummer 2


Im Landeanflug auf Pécs wundern wir uns über ein Einkaufszentrum mit Fressnapf, Penny, Aldi, Kik und Takko. Heimatgefühle garantiert. Die Kulturhauptstadt Nummer 2 zeigt sich als äußerst schmucke Multikultistadt mit christlicher Moschee, Synagoge und unzählbaren Kirchen. Am Abend stoßen der WDR-Journalist Uli und sein Fotograf Joschi zu uns. Die beiden werden uns die zwei Tage in Pécs begleiten.

Wir spielen im Ifjusagi Haz ("If you shaggy has" - das war unsere Eselsbrücke für den ungarischen Namen) wo man uns etwas unfreundlich empfängt. Die Vorgruppe "The Beerlingos" will erst nach uns spielen und die Barfrau verweigert jegliches Freigetränk. Dem zum Trotz rocken wir den Laden so gründlich, dass sich der Veranstalter noch während der Zugabe mit Schampus bei uns entschuldigt. Zum Leidwesen der Beerlingos verlässt unsere Crowd nach unserem Konzert fast vollständig den Laden und zieht mit uns durch das nächtliche Pécs.

Am nächsten Vormittag stehen ein Interview für den WDR-Rundfunk und diverse Fotosessions auf dem Plan. Außerdem versuchen wir noch ein kleines Straßenkonzert zu organisieren, was sich trotz Unterstützung des lokalen Kulturmanagements als recht schwierig erweist. Schließlich treffen wir jedoch einen netten Holländer, der uns Strom aus seiner Kneipe legt und wir können loslegen. Das Konzertangebot für Donnerstag Abend müssen wir leider Ausschlagen, denn der Paschulkebus wird spätestens um fünf Uhr morgens die Stadt in Richtung Sofia verlassen.

Montag, 20. September 2010

Big city lights


Nach einem müde verkaterten Frühstück verlassen wir das nette Wombats-Team, um Niko im Bus mit einem ganz besonderen Präsent zu überraschen: The magic mountain, d.h. sein Lieblingsbuch auf Englisch, da wir ja jetzt in Länder kommen, in denen sich darüber nur auf dieser Sprache Konversation betreiben lässt. Sein Versuch, eine Stunde "Kultur" pro Tag einzuführen, scheitert trotzdem kläglich.

Auf der Fahrt werden diverse Schlafkopfbedeckungen verwendet, so die ägyptische Topffrisur (Niko), die klassische Augenbinde (Jakob) wie auch die Ganzkopfmütze (Ruth).

In Budapest angekommen beziehen wir unser Hippie-Reggea-Quartier, den Bob Marley-Raum. Auf der Suche nach Essbarem stoßen Niko und Lisa auf das interessante Gericht Pipicipi Icipipi Chicken, entscheiden sich dann aber doch für Langos mit Sauerrahm und Käse. Da die Bude einen zwielichtigen hygienischen Eindruck macht, nehmen wir doch nur Langos pur, frittiertes Brot, da wir hoffen, die Keime werden im heißen Fett abgetötet.

Der Veranstaltungsort Ferencvárasi Mövelödési Központ im guten alten Honecker-Stil ist relativ heruntergekommen, es sind nur knapp mehr Zuschauer als Bandmitglieder anwesend. Zwei Rentner, drei Studenten, ein Ehepaar mit jungen Kindern und zwei Homies vom benachbarten Campingplatz. Der Veranstalter, das örtliche Goethe-Institut (deshalb besteht der Soundcheck aus Goethe-Zitaten) hat sich im Tag geirrt. Die vorhandenen Zuschauer haben Spaß, beim Walzer kommt sogar eine nette Tanztee-Atmosphäre auf.

Beim Versuch, den Bus einbruchssicher in der Innenstadt zu parken, verfahren wir uns so gründlich, dass wir letztlich wie durch ein Wunder auf der Zitadelle, Budapests Hausberg, landen. Von dort haben wir einen traumhaften Ausblick über die leuchtende Stadt, der uns für das mäßige Konzert entschädigt.

Wombats in Wien



Niko hat beim Morgenjogg eine entscheidende Erkenntnis: "Kühe sind wie Menschen, lernen aber schneller. Wenn man an ihnen vorbeiläuft, glotzen einem beide Gruppen hinterher, nur die Kühe haben sich beim zweiten Mal an einen gewöhnt, während die Menschen weiterglotzen." Dies teilt er während eines fantastischen Weißwurscht-Rührei-gebackene Banane-Frühstück mit. Mittlerweile ist auch der echte Trompeter Theo dazugestoßen, morgens vom Nachtzug abgeholt.

An der letzten deutschen Tankstelle vor der Grenze nehmen wir neben einer Lederhosen-Burschen-Gruppe Abschied von Bayern und einigen weiteren Pfanddosen Red Bull. Die Fahrt nach Wien wird bestimmt von etlichen lautstarken Partien Tekken, wobei es uns besonders die realitätsnahen Beschreibungen der kämpfenden Charaktere angetan haben, die sich ausnahmslos alle äußerer Zwänge wegen für eine Teilnahme am Battle entschieden haben, und alle kämpfen für den Weltfrieden.

Micha entscheidet sich, seinen ohnehin beeindruckenden Kopfschmuck mit einer "kokosfarbenen" Perücke von Brusttoupethaar ähnlicher Beschaffenheit noch auszubauen, und genießt die bewundernden Blicke in der Dönerbude mit Winzportionen.

In der überheizten Wombats Lounge geben wir ein begeisterndes Konzert vor großteils englischsprachigem Publikum, original australian hostel atmosphere. Zusätzlich gibt es eine Gruppe Exilwittener, die uns das erste auf die Bühne geworfene Höschen (roter Spitzen-Tanga!) bescheren. Danach teilt sich die Gruppe, einige beziehen ihre quietschenden Dormbetten, der Rest geht auf eine Wohnungsauflösungs-WG-Party, auf der die eine oder andere literarische Kostbarkeit erbeutet wird.

Wie wird es jetzt mit der Verköstigung und den Übernachtungsmöglichkeiten weitergehen? Alle sind sich einig: So schön werden wir es wohl nicht mehr haben wie in den tollen Hotels Mama der ersten Woche.

Sonntag, 19. September 2010

---Alarrrrrrrrm--- (das sollte einfach mal ein Blogtitel sein)



Kaffee trinken, Waschen, Lernen, Zeit lesen - so verbringen wir entspannt den Vormittag im Hause Hornemann.

Dann geht es nach Siegsdorf um Kasspatzn von Mama Kroll zu genießen, sie wurden nämlich doch in Bayern erfunden. Ein Teil fährt anschließend nach Traunstein, um ein neues Navi names Frau Becker zu erwerben, andere spielen Schach im Wintergarten.

Fahrt nach Übersee, wo wir im Freiraum feine Pizza vom Ober Florian serviert bekommen. Schon beim Soundcheck kommt uns alles sehr laut vor. Mit reichlich Verspätung beginnt Badfish, unsere Vorband, die Sublime covert. Währenddessen wird Lisas Mutter angebaggert. Danach haben wir es etwas schwer, das Publikum wirklich aufzulockern. Die Leute halten bis auf wenige Ausnahmen Sicherheitsabstand - ca. 2,06 Meter - haben sie sich ausgerechnet, dass Sänger Börries so weit in die Menge hinein fallen würde? Woran liegt es, dass der Funke nicht überspringt, obwohl im Nachhinein von allen Seiten großes verbales Lob kommt? Zu wenig Alkohol? Vielleicht liegt es einfach auch an der anderen Mentalität. "Der Bayer an sich bringt mit Aufstehen und Fußwippen schon das Maximum an Euphorie zum Ausdruck." Es hieß ja schon beim Hubbi "Mir Bayern san so erzkonservativ, so stur, uns derfst net zum Tanzen auffordern". Mei, schee war's trotzdem.

Freitag, 17. September 2010

Feiern mit Mozart


Heute geht es nach einem kurzen Besuch am Chiemsee, an dem wir Flippern und Frisbeespielen (wer nicht weiß, wo dieses schöne Spiel seinen Ursprung hat, möge sich vertrauensvoll an Nikopedia wenden), nach Salzburg: ins Denkmal. Bei der Publikumsrekrutierungstour treffen wir zwar nur auf gutsituierte Salzburger und japanische Reisegruppen, trotzdem ist der autonome Veranstaltungsort gut gefüllt. Das Publikum will warm gespielt werden. Betty’s Appartment singt ausnahmsweise solo, danach locken wir die Tänzer vor die Bühne. Pünktlich zum Reggeagroove weht uns der Duft würziger Zigaretten um die Nase. Beim letzten Solo bricht Lisa durch die Bühne, das wilde Herumgespringe hat die Abdeckplanke verrutschen lassen.
Nach einem schweißtreibenden Konzert erweitern wir unsere Cocktailkarte um die Kreation Apfelstrudel (Rum, Apfelsaft, Zimt) während Tilman beim Afterglow-Act noch eine kleine Gesangseinlage für die Loop Machine beisteuert. Börries ist krank, muss ins Bett, Niko wird seiner netten neuen Bekanntschaft entrissen und der Paschulke-Bus braust heimwärts durch die Nacht, begleitet von alkohol-angeregten Gesprächen.

P.S. Der Versanddienst GLS scheint eine rechts-links-Schwäche zu haben. Die Lieferung eines Transportkastens für unser Schlagzeug von Dortmund an den Chiemsee hat das Unternehmen überfordert. Das sind aber ja auch immerhin 700km. Bei solchen Entfernungen kann man sich schon mal irren: Und liegt der Chiemsee jetzt rechts oder links von Dortmund? Überhaupt: Wo ist Norden? Das Ende vom Lied: Unser Paket lagert sicher in Berlin (die drei ersten Buchstaben sind ja auch die gleichen wie bei Bernau...), wir erstehen einen günstigen Koffer der Marke Saxoline.

Herr Paschulke - Podcast 2

Donnerstag, 16. September 2010

Henne oder Ei?


12:00 Uhr: Abfahrt in Aalen. Es geht Richtung Bayern: Mehr Berge und der süddeutsche Teil der Band verfällt zunehmend in unverständliches Gebrabbel (Dialekt nennen sie das). Gottseidank muss kaum gesprochen werden auf der Fahrt, denn: Die Playstation läuft (ja, die Playstation wird oft erwähnt in diesem Blog. Und ja, das ist dringend nötig. Die Vorstellung, neun Leute drei Wochen lang in einem Bus, der nicht über diese wertvolle Ablenkung verfügt, ist richtiggehend beängstigend).
Am frühen Abend Ankunft beim Huppi in Hemhof. Dessen Dorfkneipe ist eines von zwanzig Häusern im Dorf; anders gesagt: Wir sind auf dem Land. Zu bemerken ist dies zudem an fehlendem Handy-Empfang und frei laufenden Hühnern. Tilman bekommt erklärt, dass dort die Eier herkommen, er „sieht es aber nicht“.
Während nach und nach die Dorfgemeinschaft eintrudelt, begrüßt die Band Börries Eltern und bereitet sich mental auf die schwierigen Platz- und Klimabedingungen des Auftritts vor. Spätestens in der zweiten Hälfte des Konzerts ist dann die 5qm große Tanzfläche berstend gefüllt, der Raum hat Betriebstemperatur, Huppi macht einen Wodka-Aufguss und wir testen neue Song-Ideen.
Ohne Zugabe lässt man hier niemanden gehen und so gibt’s nach „Round and Round“ für den noch halbwegs fitten Teil der Band auch noch eine Runde „Russisch Koks“ ausgegeben (Wodka, Zitrone, Kaffee, Zucker), bevor wir endlich im gastlichen Haus Hornemann ins Bett fallen können.

Mittwoch, 15. September 2010

In der Sonne aalen


Guten Morgen Stuttgart!
Das Konzert mit Schulterblick hat uns gut gefallen, so kann es weitergehen.
Morgens schnuffelt sich die Mannschaft durch das geniale Frühstück bei den Burger-Kings. Gegen Mittag schwimmt unser Flaggschiff durch die Wogen des Stuttgarter Verkehrs. Johannes hat einen bayrischen Tanzbären wieder getroffen und steigt am Wilhelmsplatz zu. Dann braust Herr Paschulke gen Aalen.

Die sanft gewellte Hügellandschaft entzückt alle Paschulkes gleichermaßen. Mit „Ahs“ und „Ohs“ wird das Auftauchen der schwäbischen Alb gefeiert. Nomen ist Omen: Im Hause Siegmund ist der Mund der Sieger, serviert wird echte Oberkochener Küche – „Tschilie kon Karne“.

Im Café Podium ist die Terrasse für uns gerichtet. Wir spielen unter Sonnenschirmen. Das Aalener Publikum schnippt schnippisch im Takt: Hier wird das Sitztanzen erfunden. CDs gehen reihenweise über den Tisch – „das war wie ein Tag Urlaub“ – gibt es schönere Komplimente?
... Ja! Einen Heiratsantrag für unsere liebe Ruth (Ps: Schönen Gruß an Jan, wir haben dankend abgelehnt).
Spruch des Tages am CD-Stand: „Ich nehme zehn!“ ¬– neuer Rekord im Einzelverkauf!

Nach dem Ständchen schmausen wir auf der Terrasse und schlagen unser Matratzenlager auf. Es geht nix über schwäbische Gemütlichkeit. Jetzt freuen wir uns auf die Bayern- das Ausland beginnt!

Dienstag, 14. September 2010

„Wo ist denn eigentlich dieses ‚Stuttgart 21’?“


Der gruppendynamisch wertvolle Saunagang muss wegen guten Wetters leider entfallen.
Dafür dann heimatliche Gefühle im Bus beim Einzug in Stuttgart. Mit Fanta 4 cruisen wir nachmittags in die Innenstadt.
In der Königsstraße fällt unsere PA aus. Wir legen trotzdem los und die ganze Band brüllt die Texte mit. Liegt es an der fehlenden Verstärkung, dem netten „Paschulke-Chor“ oder ist Stuttgart weniger streng in seinen Straßenkunst-Auflagen? Jedenfalls marschieren zwei Polizisten zwischen Band und Straßenpublikum hindurch, ohne uns eines Blickes zu würdigen.
Niko nutzt die freie Zeit, um Zuschauern Zusagen für das abendliche Konzert abzutrotzen. In der ganzen Stadt werden tagsüber noch Bekannte gewonnen. Auch aus Tübingen und Heidelberg kommen die Fans angereist.
Anschließend geht’s ab ins „21“… ähm, nee: „Zwölfzehn“: Schnell noch Pizza mit extra Fett zum Abendessen und eine Runde Hacki-Sack auf dem Parkplatz.
Der Höhepunkt des Tages wird vorbereitet durch die Jungs von „Schulterblick“. Mit Michas Bruder Andi an der Trompete heizen sie dem Publikum ein und bereiten die Stimmung für den dicken Nachbarn von Peter Lustig.
Als der dann endlich in Form von gleich sieben Gestalten die Bühne betritt, heißt es: Springen, Tanzen, Mitsingen! Und auch wenn schon nach dem zweiten Song keine Steigerung mehr möglich scheint, wachsen alle Beteiligten über sich hinaus und verschmelzen zu einer einzigen brodelnden Masse...
Nachdem schließlich selbst der Letzte sein Shirt durchgeschwitzt hat, findet der Abend mit „The Ghost“ von den Faröer-Inseln seinen würdigen Ausklang.
Bilanz des Tages: 31 verkaufte CDs - Rekord!
Wehmutstropfen: das „21“ haben wir nirgends gefunden. Trotzdem, unsere Mission ist erfüllt, das fehlende Teil für die Playsi gekauft, die Fahrten sind gerettet!

Hauptsache abgefahren -- Herr Paschulke - Podcast 1

Sonntag, 12. September 2010

Hauptsache abgefahren!


Herr Paschulke grüßt aus Stuttgart! Die erste Etappe ist geschafft: Wir sind hier und der Bulli ist prall gefüllt mit Musik und guter Laune in 170 Dosen. Begeisterung schon auf der Fahrt: O-Ton Niko: "Spontane Ausrufe des Glückes beim Anblick der Frankfurter Skyline."
Beim Zwischenstop in Heidelberg durften wir Höhen und Tiefen des Straßenmusiker-Daseins kurz gefasst in 5 Minuten erleben. Trotz südlich-sommerlicher Stimmung wollten die Uniformierten kein Palazzo-Feeling aufkommen lassen. Den Rest des Abends genießen wir schwäbische Gastfreundschaft bei Michas Mama: Flammkuchen und Maultaschen!

PS: Morgen stehen große Aufgaben an. Der buseigene Fernseher läuft zwar, aber die Playstation verweigert sich bisher dem Anschluss. Wir freuen uns außerdem auf intensive gruppendynamische Prozesse beim geplanten Saunagang im Leutze.

Montag, 6. September 2010

Ein Baukasten zum selber tanzen!



Nach zwei Monaten voller durchgearbeiteter Tage und Nächte, nach 50 Puddingbrezeln und 500 Tassen Grüntee, hat Micha den Proberaum im Bahnhof nun zum ersten mal wieder verlassen. Denn es gibt Grund zum feiern: Am WE erscheint unser neues, erstes und noch warmes Album!