Montag, 27. September 2010

Istanbul not Constantinopel

"Die glücklichen Tage der Menschheit sind die leeren Seiten im Buch der Geschichte." Wer den Autor dieses Zitates kennt, möge ihn bitte als Kommentar posten.

Wir beziehen das World Hostel neben einer Moschee, womit das morgendliche Wecken erledigt ist.

Dann haben wir zwei Tage Zeit, auf eigene Faust Istanbul zu erkunden. Alle machen zeitversetzt den obligatorischen Abstecher nach Asien mit dem Schiff und lassen sich ansonsten von der Eindrucksfülle Istanbuls überschwemmen: laut, bunt, chaotisch. In der beeindruckenden Hagia Sophia hören wir im Halbminutentakt vor dem schönen Christus-Mosaik: LadySir, no filash, please!

Am zweiten Abend machen wir Straßenmusik in der Istiklal Caddesi, der Vergnügungsmeile Istanbuls. Innerhalb kürzester Zeit hat sich eine Traube von 300 Menschen um uns versammelt, die neugierig die fremdartige Musik bestaunt. Ein Zuschauer schnappt sich Ruths Pandeero, ein Grüppchen Kinder tanzt vor uns. 18 CDs verkaufen wir! Und Börries ist, wie auch schon in der Straße, eine große fotografische Attraktion. Der akademische Stundenplan zwingt leider Jakob an diesem Abend die Truppe zu verlassen, spontan stimmen wir zum Abschied "Time to say goodbye" an.



Da wir Istanbul nicht ohne ein vernünftiges Konzert verlassen wollen, organisieren wir für Sonntag kurzfristig ein Konzert im Haymatlos. Wir bitten unseren freundlichen Parkwächter, uns ein Taxi zu rufen, der daraufhin kommende Fahrer kapituliert angesichts der zu transportierenden Instrumente und ruft uns eine Camionette. Der Fahrer sagt zu, kann dann aber ohne Brille den Plan nicht lesen und muss mehrfach anhalten, um sich den Weg erklären zu lassen. Auf der Hinfahrt sind wir zu Viert, zurück sitzt die gesammelte Mannschaft auf der Ladefläche, die offen bleibt, damit die Sicht nach hinten frei ist. Unser fröhlicher Taxifahrer, der selbst Musik macht - oder jemand, mit dem er verwandt ist und dessen Mutter in Nürnberg war oder ist, erreicht sogar, dass polizeiliche Sperren kurzzeitig für die Durchfahrt entfernt werden. Warum ein Wäscheständer hingegen unantastbar ist, wissen wir nicht, doch müssen wir unsere Instrumente die letzten 100m tragen.



Das Publikum im Haymatlos ist eine bunte Mischung aus deutschen Touristen, Exil-Europäern und Einheimischen, die vom spontan auf die Beine gestellten Konzert überrascht werden. Die Stimmung ist bombig, alle tanzen ausgelassen. Frühzeitig verlassen uns bedauerlicher Weise unsere treuesten Fans gen Flughafen, Karl und Andreas aus Leipzig, die wir schon in Budapest und Sofia getroffen haben. Sie halten mit 4 besuchten Konzerten den Tourrekord. Wer das noch toppen möchte, wird gebeten, ab Novi Sad einzusteigen. Wer es schafft, bekommt von unserem Posaunisten Tilman einen Eierkarton voll ausgeblasener Eier (evtl. bemalt). Die Party im Haymatlos geht weiter, doch unser Taxi ist bestellt. Ruth wehrt noch einen Verehrer ab, dann geht es zurück und schnell ins Bett.

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